Die Samichlausengesellschaft Ebikon pflegt ihr Brauchtum seit über 60 Jahren. Neben den jährlichen Familienbesuchen gibt es weitere Highlights. Dazu gehören vor allem die Besuche der Kindergärten im Wald und natürlich der Auszug aus der Pfarrkirche jeweils am 1. Advent.
Als Mitglied der Gesellschaft hat man einmal im Leben die Chance diese beiden Anlässe in vorderster Linie mitzugestalten. Was hier unser Brauchtum bewirkt, wie viel Freude bei den Kindern entsteht und was man für das tägliche Leben mitnehmen kann, davon soll dieser Blog handeln.
Der Waldchlaus
Jeweils am Montag vor dem ersten Advent besuchen alle Kindergärten der Gemeinde den Samichlaus bei seinen Vorbereitungen in der Waldhütte. Die Schmutzlis sind am Ruten binden, die Ruprechte polieren Lampen, Trycheln und füllen Säckli ab, die Eseli stehen daneben und knabbern Heu, damit sie die nächsten Tage genug Kraft haben.
Von Ferne klingen Jagdhörner durch den Wald und kündigen die erste der drei Gruppen von je etwa 55 Kindern an. Und schon kommen die ersten Jungs angerannt. „Bist du der richtige Samichlaus oder nur verkleidet?“, ruft der erste schon von weitem. „Ja aber hallo, natürlich bin ich der Richtige, das sieht man doch schon an meinem grossen Gefolge.“
Als sich endlich alle gesetzt haben, wird es mucksmäuschenstill und alle lauschen gebannt der Geschichte vom kleinen Eselchen Miro. Danach bringen die einzelnen Kindergärten ein Lied oder ein Gedicht dar.
Als Höhepunkt des Waldbesuches dürfen die Kinder den Ruprechten helfen, die Esel streicheln, sich bei Schoggibrötchen und Tee stärken oder sich zum Samichlaus setzen und mit ihm etwas plaudern. Die Augen der Kinder leuchten und die spannenden Fragen nehmen kein Ende. Wie alt bist du eigentlich? Wohnst du das ganze Jahr hier? Machst du auch Sommerferien? Kommst du dieses Jahr auch wieder vorbei? Wieso trägt der Ruprecht so eine moderne Uhr…? 🙂
Und alle Kinder, egal welcher Nationalität oder Religion, wirken hell begeistert von diesem speziellen Nachmittag.
Am Abend treffen sich alle Beteiligten zusammen mit den Lehrpersonen noch einmal zu einer feinen Suppe und lassen den schönen Tag gemütlich ausklingen.
Der Auszug
In Ebikon ist es Tradition, dass der Samichlaus am 1. Advent um 17.00 Uhr aus der Pfarrkirche St. Maria kommt und die Bevölkerung begrüsst.
Pünktlich auf den fünften Glockenschlag öffnen sich die Türen, die Orgelmusik setzt ein und der Samichlaus tritt ins Licht. Ein unglaublicher Moment oben auf der Treppe zu stehen und den bis auf den hintersten Platz besetzten Kirchenplatz in der feierlichen Adventsbeleuchtung zu sehen.
Links, rechts, oben und unten auf der Treppe stehen dicht gedrängt die Trychler, Geisslechlöpfer, Iffelenträger, Ruprechte, Diener, Zwärgli und Schmutzli. Hinter dem Samichlaus setzen die Fanfaren zu ihrem Tusch an, untermalt von den Tambouren und dann wird es unglaublich still auf dem Platz. Erwachsene und Kinder hören gebannt, was der Samichlaus dieses Jahr zu erzählen hat.
Im Anschluss an die Ansprache setzt sich der ganze Tross in Bewegung, überquert die Kantonsstrasse und zieht Richtung Wydenhofschulhaus. Derweil passiert die Mehrheit der Besucher die Fussgängerbrücke und erwartet den Samichlaus ein weiteres Mal auf der Schulhausstrasse.
Kaum sind die Schmutzlis unten bei der Ladengasse um die Ecke, dürfen sie die Formation verlassen und jagen los. Ein Raunen und Lachen geht durch das Publikum am Strassenrand und die meisten kommen auch heute nicht ohne ein „Brämi“ davon.
Die beiden Esel ziehen an ihren Stricken und möchten am liebsten den Schmutzlis hinterher. Aber die beiden Ruprechte stehen wie Felsen in der Brandung.
Auf dem Pausenplatz setzt sich der Samichlaus mitten in seinem Gefolge auf einen Stuhl und darf während den nächsten dreissig Minuten ein Kind nach dem anderen begrüssen. Einige geben schüchtern die Hand, andere wagen sich bereits ein Sprüchli aufzusagen und einer umarmt den Samichlaus spontan und drückt ihm gleich einen Kuss auf die Schläfe 🙂
Die Familienbesuche sind jedes Jahr etwas rüüdig Schönes, aber diese beiden Anlässe direkt zu erleben, ist kaum zu beschreiben. In einfachen Worten habe ich dies nun versucht.
Zu sehen wie dieser Brauch Kinder und Erwachsene losgelöst von Nationalität, Sprache oder Religion zu fesseln vermag, ist Ansporn und Motivation noch viele weitere Jahre mitzumachen.